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Konfliktszenario „Bring- und Holschuld“ (Branche: Handwerk)
In der Berufsausbildung gilt eine „Bring- und Holschuld“. Auf der einen Seite gehört es zu den Pflichten der Ausbildenden, den Auszubildenden die Fertigkeiten und Kenntnisse laut Ausbildungsordnung bzw. Rahmenlehrplan zu vermitteln. Auf der anderen Seite haben Auszubildende die Pflicht, diese Inhalte auch aktiv zu lernen. Das bedeutet Auszubildende sind für ihren Lernerfolg selbst verantwortlich und ggf. auch für ihre Lernverweigerung.
Ausbildungsverantwortliche lösen ihre „Bringschuld“ ein, indem sie
- Auszubildenden Arbeitsschritte vormachen und dabei erläutert was sie warum tun,
- Auszubildenden deren Kompetenzen angemessene Arbeitsaufgaben übertragen,
- Auszubildende bei Unsicherheit bestärken,
- Auszubildende bei Fehlern korrigieren,
- Auszubildenden erklären was falsch gemacht wurde,
- Auszubildenden Hintergrundwissen vermitteln,
- …
Auszubildende kommen ihrer „Holschuld“ nach, wenn sie
- bei der Übernahme von Arbeitsaufgaben Initiative zeigen,
- bei Demonstrationen genau hinschauen,
- bei Erläuterungen aufmerksam zuhören und mitdenken,
- bei Verständnisschwierigkeiten nachfragen,
- …
Ein Grund für das Entstehen von Konflikten im Handwerk könnte im bisher eher geringen Stellenwert sozialer Kompetenzen in der Ausbildungskultur liegen. Vor allem im Kfz-Gewerbe liegt die Ursache für Konflikte nach den Aussagen von Ausbildungsverantwortlichen häufig in der Unzufriedenheit von Auszubildenden mit ihrer Ausbildungssituation.
Typische Konfliktsituationen drehen sich um folgende Themen:
- Desinteresse und fehlender Ehrgeiz bei Auszubildenden, was sich auch in schlechten Prüfungsergebnissen niederschlägt
- Nicht-Mitdenken und Nicht-Zuhören-Können bei der Übergabe von Aufgaben und in Lehr-Lernsituationen in der Ausbildung
- Einsatz von Auszubildenden bei wenig lernhaltig gestalteten Tätigkeiten über einen langen Zeitraum
Der VR-Film zum Konfliktszenario „Bring- und Holschuld“ greift diese Themen auf und ist darauf ausgelegt, das wechselseitige Verständnis zwischen Auszubildenden und Ausbildungsverantwortlichen zu fördern. Dadurch wird eine Grundlage geschaffen, um gemeinsam Ansatzpunkte für die Konfliktbearbeitung zu entwickeln.
Der VR-Film zum Konfliktszenario „Bring- und Holschuld“ ist auf den Branchenschwerpunkt Handwerk zugeschnitten, aber auch in anderen Branchen einsetzbar.
Konfliktszenario „Personaleinsatzplanung“ (Branche: Handel)
In Dienstleistungsberufen wird von Auszubildenden Einsatzbereitschaft und Entgegenkommen verlangt, gegenüber dem beschäftigenden Unternehmen und auch gegenüber Kund*innen. Dies stellt hohe Anforderungen an die Auszubildenden und birgt Konfliktpotenzial.
Es kann zu folgenden typischen Konfliktsituationen kommen:
- Unklarheiten über Rechte und Pflichten in der Ausbildung im Hinblick auf das Einhalten von Arbeitszeiten, das Führen des Berichtshefts und das Ausführen von Arbeitsanweisungen
- Umgang mit schwierigen Kund*innen im Spannungsfeld zwischen „Regeln setzen“ und Kundenorientierung
- Kollisionen zwischen Unternehmensbelangen und persönlichen Interessen bei der Personaleinsatzplanung und Aufgabenzuteilung
Der VR-Film zum Konfliktszenario „Personaleinsatzplanung“ greift diese Themen auf und ist darauf ausgelegt, das wechselseitige Verständnis zwischen Auszubildenden und Ausbildungsverantwortlichen zu fördern. Dadurch wird eine Grundlage geschaffen, um gemeinsam Ansatzpunkte für die Konfliktbearbeitung zu entwickeln.Die „Personaleinsatzplanung“ sorgt dafür, dass Mitarbeiter*innen ihrem Qualifikations- und Fähigkeitsprofil entsprechend am Arbeitsplatz im Unternehmen eingesetzt werden. In der Ausbildung soll bei der Personaleinatzplanung zusätzlich darauf geachtet werden, dass die Auszubildenden die Möglichkeiten erhalten alle Abteilungen, die für ihre Ausbildung relevant sind, zu durchlaufen und mögliche Einsatzgebiete kennenlernen.
Unternehmen räumen ihren Mitarbeiter*innen in der Regel Mitsprachemöglichkeiten bei der Personaleinsatzplanung ein. Indem sie deren Neigungen, Interessen und Entwicklungswünsche bzw. -potentiale bei der Besetzung von Arbeitsplätzen berücksichtigen oder auch indem sie bei der Schichtplanung deren persönliche Belange berücksichtigen – soweit dies die betrieblichen Erfordernisse zulassen. Dabei sind von Unternehmensseite immer die Vorgaben des Arbeitszeitgesetzes zu beachten (werktägliche Höchstarbeitszeit, Ruhepausen und -zeiten) sowie in der Ausbildung von unter 18-Jährigen die des Jugendarbeitsschutzgesetzes.
Der VR-Film zum Konfliktszenario „Personaleinsatzplanung“ ist auf den Branchenschwerpunkt Handel zugeschnitten, aber auch in anderen Branchen einsetzbar.
Konfliktszenario „Umgang mit Fehlern“ (Branche: Industrie)
Gerade im Industriebereich ist präzises Arbeiten nach definierten Qualitätsvorgaben das A und O. Dies soll den Auszubildenden in der Ausbildung vermittelt werden. Zum Beispiel indem sie Lernen Messwerkzeuge korrekt zu bedienen und sorgsam zu behandeln. Zu Konflikten kommt es nach Aussagen von Ausbildenden in diesem Zusammenhang, wenn Auszubildende ungenau arbeiten, Vorgaben nicht einhalten, Messwerkzeuge beschädigen oder sogar versuchen Fehler zu vertuschen. Da dies für das Unternehmen ungünstige Folgen haben kann, sollte gerade in der Ausbildung konstruktiv mit Fehlern, Fehlerrisiken und Fehlerfolgen umgegangen werden.
Eine positive „Fehlerkultur“ kann also helfen Konflikte in der Ausbildung zu vermeiden oder zu entschärfen. Kennzeichen einer positiven „Fehlerkultur“ sind unter anderen:
- die Situation gemeinsam zu analysieren statt sich gegenseitig die Schuld zuzuschreiben
- Fehler als Lernanlass zu begreifen statt als Beweis für Inkompetenz
- den Fokus von einer übertriebenen Scham und unnötigen Selbstvorwürfen auf konstruktive Lösungssuche zu verlagern
Der VR-Film zum Konfliktszenario „Umgang mit Fehlern“ greift diese Themen auf und ist darauf ausgelegt, das wechselseitige Verständnis zwischen Auszubildenden und Ausbildungsverantwortlichen zu fördern. Angesetzt wird dabei, indem Ansätze einer adäquaten „Fehlerkultur“ in der Ausbildung aufgezeigt werden.
Der VR-Film zum Konfliktszenario „Umgang mit Fehlern“ ist auf den Branchenschwerpunkt Industrie zugeschnitten, aber auch in anderen Branchen einsetzbar.
Kursthemen
- VR-Filme zu Konfliktpotenzialen in der AusbildungVR-Filme zu Konfliktpotenzialen in der AusbildungDie im Projekt produzierten 360-Grad-Videos simulieren typische Konfliktsituationen in der Ausbildung. Die Nutzer*innen können dabei entweder die Rolle des Auszubildenden oder die des Ausbildenden einnehmen. An bestimmten Punkten des Konfliktverlaufs werden ihnen verschiedene standardisierte Reaktionsmöglichkeiten angeboten, aus denen sie jeweils eine auswählen können. Die gewählte Reaktion zieht wiederum eine standardisierte Reaktion des Gegenübers nach sich. Ziel ist es, Verhaltensmuster aufzuzeigen, die eine Konfliktbearbeitung ermöglichen. Erlebbar gemacht werden aber auch die Folgen von Verhaltensmustern, die Konflikte unausgesprochen lassen oder gar zur Eskalation führen. Die wechselseitige Perspektivübernahme beim Rollenwechsel fördert das Verständnis der Konfliktpartner füreinander. Die im Projekt SoKo VR-Brille produzierten Konfliktszenarios sind in verschiedenen Branchenkontexten angesiedelt.Link/URL: 1
- Learning Nuggets als BegleitmaterialLearning Nuggets als Begleitmaterial
Ergänzend zu den VR-Filmen stellt das f-bb flexibel und je nach Bedarf der (über-)betrieblichen und schulischen Ausbildung Begleitmaterialien bereit. Dabei handelt es sich einerseits um Dokumente, die Hintergrundwissen zum Stellenwert und zur Förderung sozialer Kompetenzen in der Ausbildung enthalten, um ausgearbeitete Unterrichtsmaterialien sowie um Handlungs- und Reflexionshilfen, die Ausbildungsverantwortliche in den Ausbildungsalltag integrieren können. Andererseits handelt es sich um zielgruppengerecht aufbereitete, kurze Lernvideos, die von Ausbildenden und Auszubildenden selbständig und ohne zusätzliche professionelle Begleitung angeschaut werden können.
Im Projekt SoKo VR-Brille wurden Begleitmaterialien zu verschiedenen ausbildungsrelevanten Themenfeldern für unterschiedliche Einsatzbereiche im Ausbildungskontext erstellt.
Dateien: 11
Soziale Kompetenzen in der Ausbildung
- Basisinformation: Hintergrundwissen zur Förderung sozialer Kompetenzen in der Ausbildung mittels VR-Technologie
- Dimensionen sozialer Kompetenz
- Umgang mit schwierigen Kund*innen
- Lernprozessbegleitung in der Ausbildung
Umgang mit Konflikten
- Fragensammlung zur Konfliktbearbeitung
Selbsteinschätzung zu Konflikttypen und -strategien
- Tipps für effektives Konfliktverhalten
Grundlagen der Kommunikation
- Die “Dos & Don’ts” einer offenen Feedbackkultur
- Feedback geben und Feedback nehmen
- Erfolgreiche Kommunikation (Vier-Ohren-Modell)
Interkulturelle Kompetenzen
- Kulturelle Sensibilisierung (Eisberg-Modell)
Perspektivenwechsel
Identitäten-Bubbles